Datum: | 14.+15.04.2020 |
Instrument: | TS Photoline D = 130 mm, f = 910 mm |
Kamera: | Alccd8L |
Belichtungszeit: | 60 x 300 s |
Aufnahmeort: | Balkonsternwarte Besigheim |
Bearbeitung: | Nebulosity, Regim, Photoshop CS5 |
Das so genannte Leo-Triplett ist eine Gruppe von drei miteinander wechselwirkenden Galaxien im Sternbild Löwe. Ihre Entfernung zum Sonnensystem beträgt ungefähr 35 Millionen Lichtjahre. Alle drei sind Spiralgalaxien ähnlich unserer Milchstraße, auch wenn NGC 3628 (im Bild oben) auf den ersten Blick nicht als Spirale erkennbar ist. Wir sehen jede der Galaxien unter einem anderen Blickwinkel. Bei NGC 3628 schauen wir direkt auf die Seite der Galaxie (edge on), bei M 65 (rechts im Bild) und bei M 66 (links im Bild) hat man dagegen einen geneigten Blickwinkel, wodurch die Spiralarme deutlich sichtbar werden.
NGC 3628 ist eine aktive Spiralgalaxie mit ausgedehnten Sternentstehungsgebieten und wird nach der Hubble Klassifikation dem Typ Sc zugeordnet. Durch den "edge on" Blickwinkel teilen die dunklen, staubhaltige Gaswolken die Galaxie in zwei Hälften, da das Licht der dahinterliegenden Sterne absorbiert wird. Das Staubband wird durch die Gravitationswechselwirkung zwischen NGC 3628 und den beiden Messier Galaxien sichtbar nach außen verzerrt.
Lang belichtete Aufnahmen unter dunklem Himmel zeigen einen Gezeitenschweif aus herausgeschleuderten Sternen der ebenfalls durch die Wechselwirkung mit M 65 und M 66 entstanden ist. Leider ist der Himmel in Besigheim nicht dunkel genug, um diese schwachen Strukturen herauszuarbeiten.
NGC 3628 ist mit einem Durchmesser von ca. 145 000 Lichtjahren etwas größer als unsere Milchstraße. Auf Grund des irregulären Aussehens wurde NGC 3628 als Arp 317 im Atlas of Peculiar Galaxies katalogisiert, den der amerikanische Astronom Halton Arp 1966 veröffentlicht hat. NGC 3628 wurde am 8. April 1784 von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt
Messier 65 ist eine typische Spiralgalaxie und wird nach der Hubble Klassifikation dem Typ Sb zugeordnet. Die Galaxie ist relativ arm an Staub und besitzt nur eine geringe Sternentstehungsrate.
Messier 66 ist eine schöne Spiralgalaxie mit einer gut ausgebilden Kernregion. Entlang der Spiralarme liegen ausgedehnte rötliche H-II Regionen, deren Wasserstoffgas durch die Strahlung sehr junger Sternhaufen ionisiert wird. Die blauen Bereiche zeigen Regionen mit einer Vielzahl an heißen und jungen Sternen an, die vorrangig im blauen Spektralbereich leuchten. M 66 ist die größte der 3 Galaxien. Die Spiralarme erscheinen nicht gleichförmig, sondern leicht deformiert. Das asymmetrische Erscheinungsbild ist höchstwahrscheinlich auf die gravitative Wechselwirkung mit den Nachbargalaxien zurückzuführen. M 65 und M 66 wurden am 1. März 1780 vom französischen Astronomen Charles Messier entdeckt
In der beschrifteten Version ist neben dem Größenvergleich mit dem Mond eine kleine kosmische Entfernungsskala dargestellt. Die sichtbaren Sterne gehören zu unserer Milchstraße, wovon einige mit ihren Entfernungen in Lichtjahren angegeben sind.
Die nächste Stufe bildet das Leo Triplett mit 35 Millionen Lichtjahren. Noch weiter entfernt sind eine Reihe von kleinen schwachen Hintergrundgalaxien, die mit ihren IC und PGC Nummern gekennzeichnet sind. Ihre Entfernungen liegen im Bereich von hunderten Millionen Lichtjahren.
Doch auch einige der fernsten Objekte im Universum, die Quasare, können als ganz schwache Lichtpunkte im Bild entdeckt werden. Quasare sind extrem leuchtkräftige Kerne von Galaxien, in denen ein supermassives Schwarzes Loch von einer Gasscheibe umgeben ist. Während das Gas vom Schwarzen Loch angezogen wird, heizt es sich extrem auf und gibt dabei eine Strahlungsmenge ab, die die Leuchtkraft der gesamten Galaxie um das hundertfache übersteigen kann. Man sieht nur den Kernbereich, während die umgebende Galaxie viel zu schwach ist, um in der Aufnahme erkannt zu werden.
Die Entfernung zu Quasaren ist schwierig zu bestimmen. Eine einfach zu messende Größe ist die Rotverschiebung (z). Sie ergibt sich aus der Expansion des Universums und gibt an, wie stark eine bestimmte Wellenlänge, die z.B. von leuchtendem Wasserstoffgas ausgesendet wird, im Spektrum in den roten Bereich hinein verschoben ist. Die Umrechnung in Lichtjahre hängt vom zugrundeliegenden kosmologischen Modell ab.
Die sichtbaren Quasare im Bild haben Rotverschiebungen von z = 0.31 bis z = 3.2. Das Licht dieser Objekte ist zwischen 3.5 Milliarden Jahren und 11.7 Milliarden Jahren unterwegs gewesen, bevor es die Kamera auf dem Balkon eingefangen hat. Zum Vergleich: unser Sonnensystem ist vor etwa 4.56 Milliarden Jahren entstanden.